Laden und Einkaufen

Wer keine eigene Wallbox und sein E-Auto aufladen will, der kann das während des Einkaufs vor vielen Supermärkten, Discountern, Baumärkten oder Möbelhäusern erledigen. Denn wenn man das Auto einfach auf dem Kundenparkplatz während des Einkaufs laden kann, entfällt der zusätzliche Tankstopp. Der Vorteil für die Handelsketten: Neben einer stärkeren Kundenbindung erhöhen Ladeangebote auch die Verweildauer in den Geschäften. Längere Spaziergänge durch die Regale bedeuten einen praller gefüllten Einkaufswagen und damit mehr Umsatz an der Kasse. und damit mehr Umsatz an der Kasse. Die Kunden nutzen auch das im Markt integrierte Café.

Eine aktuelle Studie des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI zeigt, dass der Anteil der Handelsunternehmen, die Lademöglichkeiten anbieten, in den letzten Jahren signifikant gestiegen ist. Im Februar 2024 hatten 75 Prozent der Einzelhändler Ladestationen auf ihren Parkplätzen installiert. Die Hauptmotivation für den Handel, seine Ladeinfrastruktur auf- bzw. auszubauen, ist die Kundenbindung an den Händler (81 Prozent), gefolgt von den Klimazielen (58 Prozent) und der Gesetzgebung (55 Prozent).

Der Ausbau im Handel wird durch das im März 2020 vom Bundeskabinett beschlossene Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz forciert. Neue oder modernisierte Nicht-Wohngebäude müssen ab einer bestimmten Anzahl von Parkplätzen mit Lademöglichkeiten ausgestattet werden. Für Bestandsgebäude tritt diese Verpflichtung ab 2025 in Kraft, sofern der Parkplatz mehr als 20 Stellplätze umfasst. Für Neubauten gelten noch höhere Anforderungen.

Viele Einzelhändler bieten weiterhin vergünstigte Lademöglichkeiten an, die Tarife sind oftmals günstiger als die an öffentlichen Ladesäulen der Stromversorger. Laut der EHI-Studie konnten Kunden 2024 bei jedem zehnten Händler ihr Auto zu einem reduzierten Preis aufladen. Das kostenfreie Laden wird immer seltener. Noch vor wenigen Jahren konnten Kunden vielerorts ihr Elektroauto kostenlos aufladen. Mit Ikea stellt der letzte Gratis-Anbieter Ende 2024 seine Ladeinfrastruktur um und lässt sich das Stromladen vergüten. Damit folgt Ikea einem Trend, den Discounter wie Edeka, Rewe, Aldi und Lidl bereits gesetzt haben. Der Grund war eine zu großer Nachfrage.

Edeka

Bei Edeka in Hervest an der Fürst-Leopold-Allee hatte die Ladesäule nach sechs Jahren ausgedient und wurde durch eine modernere ersetzt. Die Ladestation Cito von Compleo verfügt über eine Typ-2 Steckdose mit 22 kW und zwei Kabel mit CHAdeMO- und CCS-Stecker zum Schnellladen mit 50 kW. Die Ladesäule ist in der Regel 24 Stunden am Tag während der ganzen Woche nutzbar. Die Ladung kann entweder per Ladekarte oder über eine Bezahlwebsite (mittels QR-Code auf der Ladesäule) per Kreditkarte bezahlt werden. Der Strom an der neuen E-Ladesäule stammt zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen und hat einen einheitlichen Preis von 48 Cent pro Kilowattstunde.

Geplant ist, an weiteren Edeka-Standorten ähnliche Ladestationen zu errichten, um das Aufladen von Elektrofahrzeugen während des Einkaufs zu erleichtern. Über Apps können Autofahrer vorab prüfen, ob die Ladesäulen belegt sind und so ihre Fahrten besser planen.

Wobei es bei Edeka eine Besonderheit gibt: Hier kann es aufgrund der Struktur mit rund 3.500 selbstständigen Kaufleuten sein, dass der eine oder andere doch kostenfreies Laden am Edeka-Markt anbietet.

Rewe

Die Supermarktkette Rewe bietet bereits Ladesäulen an aktuell 150 Standorten. Die meisten Ladepunkte leisten 22 kW, vereinzelt finden sich auch 50 kW starke DC-Säulen. Regionale Kooperationen mit Allego, Fastned und Mainova unterstützen das Engagement für eine Mobilitätswende. Das Laden an den Märkten ist immer zahlungspflichtig und die Ladekosten variieren je nach Betreiber. An den Stationen fließt ausschließlich Ökostrom.

Die REWE Group hat nun strategische Partnerschaften mit EnBW, Shell, ARAL und TotalEnergies vereinbart. Dazu werden in den nächsten Jahren bundesweit auf den Parkplätzen von REWE- und PENNY-Märkten Stromladepunkte errichtet. Bis 2026 baut die REWE Group bundesweit insgesamt 6.000 Ladepunkte an bestehenden Eigentumsobjekten und Mietobjekten sowie Neubauten auf. Installiert werden ausschließlich Schnellladesäulen mit einer Leistung von mindestens 75 kW bis zu 300 kW.

Aber auch das umgekehrte Vorgehen wird von dem Supermarkt-Betreiber Rewe praktiziert.An Schnell-Ladestationen eröffnet Rewe Minimärkte. So kann man die Zeit zum Laden auch zum Einkaufen nutzen. Der „Rewe Ready“ ist 24 Stunden und sieben Tage die Woche geöffnet. Ein Kassenautomat ist mit einem winzigen Regalsystem kombiniert. Man wählt ein Produkt per Touchscreen, bezahlt per Karte und erhält es über ein Förderband. Mehr als 230 Produkte sind vorrätig, auch für den schnellen Imbiss. Nebenan an der Schnellladesäule wird in der Zeit der Akku des E-Autos mit bis zu 300 kW geladen.

Aldi

Aldi Süd hat zwar im Juni 2022 das Gratis-Laden abgeschafft, bietet aber immer noch günstige Ladetarife für E-Autos an. An den normalen Ladesäulen, die bis zu 22 kW leisten, kostet die Kilowattstunde 29 Cent. Der Preis an einer der 200 Schnellladestationen (150 kW) beträgt 39 Cent. Zugleich wurden die Ladezeiten ausgeweitet. Jetzt lädt man an mehr als 550 Filialen des Discounters auch außerhalb der Filialöffnungszeiten. An vielen Standorten kann nun von 6 bis 22 Uhr auch an Sonn- und Feiertagen Strom geladen werden, bei einigen Standorten sogar rund um die Uhr. Außerdem ist das Laden nicht mehr nur auf die Dauer von einer Stunde begrenzt. Bezahlt werden kann per Kreditkarte oder Girocard (EC-Karte).

Aldi Süd bietet seinen Kunden schon über 1.000 Ladepunkte. Bis Ende 2024 soll die Anzahl der Ladestationen auf Aldi-Parkplätzen bei über 1.500 liegen. Aus den Säulen fließt ausschließlich Grünstrom, an vielen Aldi-Süd-Märkten stammt er während der Sonnenstunden sogar direkt von den Photovoltaik-Anlagen auf den Filialdächern.

Auch bei Aldi Nord gibt es Pläne für einen kundenorientierten Aufbau von Lademöglichkeiten.

Lidl / Kaufland

Auch Lidl und Kaufland geben ab September 2022 den Ladestrom nur noch gegen Bezahlung ab. Lidl ermöglicht seinen Kunden an 2042 Filialen in Deutschland, ihre Fahrzeuge während der Öffnungszeiten zu laden. Aktuell sind rund 7200 Ladepunkte in Betrieb (Stand: April 2024). Damit betreibt das Unternehmen hierzulande das größte Ladenetz im Lebensmittel-Einzelhandel.

Kaufland betreibt an über 320 Filialen Ladesäulen.

Sämtliche Neubauten der Supermarktketten Kaufland und Lidl – sie gehören beide der Schwarz-Gruppe aus dem baden-württembergischen Neckarsulm an – bekommen mindestens eine Ladesäule für Elektrofahrzeuge. Bereits bestehende Filialen kriegen ihre Ladestation im Zuge von Modernisierungen. Mittelfristig soll bei allen 3200 Filialen in Deutschland auf jedem Parkplatz vor einem Kaufland- und Lidl-Markt eine E-Ladesäule stehen.

Die Schwarz-Gruppe setzt auf einen Mix aus AC- und DC-Ladepunkten verschiedener Leistungsklassen bis 360 Kilowatt. Je nach Standort und Fahrzeugtyp können die Nutzer von E-Fahrzeugen so während eines Einkaufs in der angrenzenden Filiale bis zu 80 Prozent des Akkus wieder aufladen. Der Preis ermittelt sich nach den geladenen Kilowattstunden und kann der Lidl App oder Kaufland App entnommen werden. Diese Apps sind auch für das kostengünstige Laden nötig. Der Discount-Preis je Kilowattstunde beträgt an den Ladesäulen mit 22 kW Ladeleistung (AC) 29 Cent pro kWh und mit Gleichstrom (DC) 48 Cent. Ab einer Leistung von 150 kW je Ladepunkt (HPC) bezahlt der Nutzer 65 Cent je kWh

Lidl und Kaufland setzen dabei ausschließlich auf Ökostrom.

Ikea

Der Möbelgigant IKEA betreibt an seinen 54 Einrichtungshäusern in Deutschland bereits 121 Ladestationen, die den Kunden während der Öffnungszeiten zur Verfügung stehen. An jeder Filiale gibt es mindestens zwei Ladesäulen, an denen mit bis zu 22 kW kostenlos und ohne Registrierung Ökostrom fließt.

Der weitere Ausbau der Ladeinfrastruktur ist in Planung. Ikea baut bis 2028 mehr als 1000 komplett neue Ladepunkte. Das entspricht bei 54 Standorten durchschnittlich 20 Ladepunkten pro Möbelhaus. Derzeit ist das Laden bei Ikea noch kostenlos.

Bei vielen Häusern versorgt der Möbelgigant die E-Ladestationen schon komplett über Photovoltaik-Anlagen. Im Rahmen des Projekts „Letzte Meile“ will IKEA weitere Lademöglichkeiten für den Kunden-Auslieferungs-Fuhrpark schaffen und diesen bis 2025 komplett CO2-frei gestalten.

Fazit

Wenn sich große Supermarktketten und andere Einzelhändler am Ausbau des Ladenetztes beteiligen, wächst das Netz zum Laden von Elektroautos stetig. Vor allem ist das für Kunden bequemer als Tanken mit dem Verbrenner an einer Tankstelle, weil laden direkt beim Aufenthalt im Laden passiert. Ein Modell, dass viele als zukunftsweisend erachten.