„Ruhrpott-Heinz“ will Bürger für Elektro-Autos begeistern

Früher, da waren seine Autos für Heinz-Peter Wäscher reine Gebrauchsgegenstände – zumal er auch beruflich viel mit ihnen unterwegs ist, sie also auch als Firmenwagen nutzen muss.
„Doch jetzt habe ich den totalen Spaß in den Backen“, sagt der 59-Jährige. Denn vor gut zwei Monaten hat sich der Wulfener ein ganz besonderes Fahrzeug zugelegt. So besonders, dass er nun auch andere Autofahrer für diese Technik begeistern will. Denn das Auto, das sich der selbstständige Kaufmann Anfang Dezember bei seinem Händler nach fast einjähriger Lieferzeit endlich abholen durfte, ist ein E-Mobil. Ein Hyundai Kona, 204 PS, in 6,9 Sekunden ist er von 0 auf 100 km/h. 46.000 Euro Listenpreis abzüglich Händler- und Bundeszuschuss und NRW-Förderung, die er als Gewerbetreibender erhält, hat er für das Gefährt 33.000 Euro auf den Tisch gelegt.
„Ist zwar auch für mich eine Menge Geld, da hätte ich zwei Berlingos für bekommen, die ich in den letzten Jahren immer gekauft habe“, sagt er. „Es ist aber jeden Cent Wert“, sagt Heinz-Peter Wäscher. Denn: keine teure Inspektionen mehr, kein Wechsel der Bremsbeläge mehr (weil der Neue mit dem Motor bremst), und steuerfrei ist der Wagen sowieso. Der Strom-Ladevorgang ist nur halb so teuer wie das Diesel-Tanken. Den Strom tankt er bequem zu Hause, dafür hat er sich eigens einen 380-Volt-Kabelanschluss in der Garage installieren lassen. „Wenn der Wagen über Nacht sieben, acht Stunden bis zum Voll-Laden am Stecker hängt, komme ich anschließend locker 400 Kilometer weit“, sagt der Wulfener.
Heinz-Peter Wäscher vertreibt und verkauft Fenster- und Haustür-Systeme, er ist jeden Tag zu Kunden im ganzen Ruhrgebiet unterwegs. 200 bis 300 Kilometer fährt er pro Arbeitstag, „ich hatte niemals Schwierigkeiten mit der Ladeleistung“.
Und selbst wenn: „Unterwegs findet man nahe von Autobahnen immer eine Schnell-Ladestation“, und seine App lotst ihn auch zu Gratis-Stromtankstellen. „Bei Aldi-Süd in Hünxe kann man zum Beispiel schnorren“, sagt Wäscher. „Und meine Frau freut sich, wie gerne ich jetzt dort mit ihr zum Einkaufen gehe.“
Als vor zwei Jahren das Thema „Dieselfahrverbote“ aufploppte, begann Heinz-Peter Wascher damit, sich mit E-Autos zu beschäftigen. „Nicht aus ideologischen Gründen“, betont er. „Das Klima werden wir auch damit nicht retten“, sagt der Wulfener.
„Denn dass die Rohstofflieferketten ihre Schattenseiten haben und dass das Lithium für die Akkus endlich ist, das ist mir auch bewusst.“ Doch für Wäscher sind E-Autos vorerst „die einzige Option für uns, Abgase in der Luft zu vermeiden“.
Inzwischen hat der Wulfener sogar einen eigenen Video-Kanal auf der Internet-Plattform „Youtube“. Unter dem Pseudonym „Ruhrpott-Heinz“ produziert er da fast wöchentlich seine Geschichten rund um das Thema „E-Autos“. „Das machen viele in der Szene, das wollte ich auch mal ausprobieren.“ Mit vielen Tipps und immer auch ein bisschen lustig, „mal mit und mal ohne viel Gesabbel“, so der Wulfener.
Er erzählt dabei vom „ersten Mal im Elektroauto“, erklärt, „wie man zu Hause lädt“, informiert über „den Monatsverbrauch und Kosten“, filmt E-Lade-Stationen. Das Thema „Laden“ mit seinen unterschiedlichen Abrechungs- und Kartensystemen und den Lade-Spannungen „ist nämlich das, was die Leute am meisten beschäftigt“.

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Die nächstgelegene Ladestation in seinem Wohnort Wulfen ist die kürzlich von Stadt und innogy installierte 22 kW-Station an der Hervester Straße. „Ein schlechter Standort, weil dies keine Schnellladestation ist“, meint der Wulfener. „Wer stellt sich denn da hin und wartet ein paar Stunden, bis der Wagen voll ist“, fragt er sich. „Da ist doch nichts los, womit man sich in der Zwischenzeit beschäftigen kann.“ Und da das Gerät Wechselstrom und keinen Gleichstrom hat, komme die Station für seinen Hyundai sowieso nicht infrage. Quelle: Dorstener Zeitung