Ladepark mit Strom aus Abwasser

An der B 58, strategisch günstig zwischen drei Autobahnen gelegen, entsteht ein Ladepark mit 10 Ladeplätzen zum Aufladen von Elektro-Fahrzeugen. Geladen wird mit 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Quellen, unter anderem den eigenen Photovoltaik-Anlagen von den Dächern der Ladestationen und den mikrobiellen Brennstoffzellen, die von der Druckrohrleitung an der Thüringer Straße versorgt werden. Diese Abwasserleitung kommt aus dem Langnese-Iglo-Werk in Bahnhof-Reken und verläuft entlang des Midlicher Mühlenbaches und durch den Kaltluftabzug in Barkenberg zur Kläranlage Wulfen. Diese Findus-Druckleitung dient allein der Aufnahme der Abwässer mit hohen organischen Anteilen aus der Gemüseverarbeitung der Firma Iglo.

Lange Zeit fuhren die Elektroautos an Wulfen-Barkenberg vorbei. Der Ortsteil, der einst als „Allelektrische Neue Stadt Wulfen“ in den 60iger Jahren gebaut wurde, hat bis heute keine öffentliche Lademöglichkeiten. Um keine lokale Luftbelastung im Randgebiet des Naturparks Hohe Mark zu bekommen, entschied sich damals der Rat der Stadt für eine elektrische Versorgung mit einem Nachtstrom-Sondertarif. Nun bekommt auch der einwohnerstärkste Ortsteil in Dorsten seine Ladestellen. An der Ecke Dülmener und Thüringer Straße entsteht ein Ladepark mit Triple-Schnellladesäulen. Damit die Ladesäulen den Förderrichtlinien entsprechen, kommt der gelieferte Strom ausschließlich aus erneuerbaren Energien unter anderem aus biologischen Brennstoffzellen.

Bereits in den sechziger Jahren wurde im Auftrag der NASA während eines Raumfluges Forschung zur Energierückgewinnung aus menschlichen Abfällen und Fäkalien durch mikrobielle Brennstoffzellen betrieben. Bakterien bauen in der Umwelt und im Abwasser permanent organische Stoffe ab. Diese bakterielle Aktivität ermöglicht es, elektrischen Strom aus Biomasse zu gewinnen. Diese exoelektrogene Mikroorganismen können dabei nicht nur Strom erzeugen, sondern gleichzeitig auch Abwasser reinigen. Die Druckrohrleitung vom Iglo Werk zur Kläranlage dient der Gewässer-Reinhaltung, damit die hohen organischen Anteile aus der Gemüseverarbeitung die Umwelt nicht belasten. Von diesen Substanzen wie Milchsäure ernähren sich die Bakterien in den mikrobiellen Brennstoffzellen. Eine stabile Stromproduktion wird durch eine hohe Dichte der Bakterien im künstlichen Biofilm (Biokomposit) erreicht.

„Ich bin stolz darauf, dass wir in Dorsten-Wulfen eine öffentliche Tankstelle anbieten können. Auf diese Weise treiben wir die Elektromobilität in unserer Stadt weiter voran. Dabei war es für uns schon bei der Projektplanung wichtig, dass der geladene Strom ausschließlich aus regenerativen Energiequellen stammt“, so Tobias Stockhoff, Bürgermeister der Stadt Dorsten. Er selbst ist Diplom-Physiker und hat über moderne Batterietechnik als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Materialphysik der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) in Münster geforscht.
Der Umwelt- und Planungsausschuss der Stadt Dorsten geht mit der Inbetriebnahme der neuen E-Ladesäulen einen weiteren Schritt in Richtung flächendeckender Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge. Da der Ladepark noch in diesem Jahr aufgebaut werden soll, verschwindet so der weiße Fleck Wulfen-Barkenberg auf der Landkarte der Elektrofahrer.

„Die benötigte Energie ist einfach da, wir müssen sie nur nutzen.“

Stephan Lirpa