Dortmund baut Straßenlaternen zu Ladesäulen um

Bis 2022 werden in Dortmund bis zu 400 Ladepunkte in die bestehenden Straßenlaternen integriert. Zukünftig können an allen umgebauten Straßenbeleuchtungen Elektroautos mit einem Standard-Ladekabel (Steckertyp 2) geladen werden. Zielgruppe sind Privatpersonen, die keine Lademöglichkeit auf dem eigenen Grundstück haben.

Von den rund 50.000 Straßenleuchten in Dortmund fallen 200, bald werden es doppelt so viele sein, auf. Die Masten sind mit hellgrüner Farbe gestrichen und um den Fuß des Pfahls schmiegt sich ein grauer Kasten mit einer Steckdose und einem Display. Laternenparker, die ein Elektroauto fahren, können hier Strom laden, und zwar mit einer Leistung von bis zu 11 Kilowatt, wie die Leistung an einer Wallbox zu Hause.

Die verlockende Idee, die ohnehin vorhandene Licht-Infrastruktur der Städte für die Elektromobilität zu nutzen, ist über zehn Jahre alt. Die Zahl der Elektroautos steigt stetig, die Zahl der Ladepunkte auch, aber weniger schnell. Zum Stichtag 1. Januar 2022 fuhren 618.460 Fahrzeuge mit reinem Elektroantrieb auf deutschen Straßen. Ein Jahr zuvor waren es halb so viele. Demgegenüber stieg die Zahl der öffentlichen Ladepunkte laut der Bundesnetzagentur im gleichen Zeitraum nur um etwa ein Drittel auf 55.155. Andere Länder waren schneller. So gibt es im Großraum London bereits über 5000 öffentliche Ladesäulen an Laternen. Dort passt die komplette Technik in die Laternenmasten, nur die Typ-2-Steckdose verrät, dass man sein E-Auto hier laden kann. In Deutschland musste erst eine technische Lösung entwickelt werden, die der Ladesäulenverordnung, den Technischen Anschlussregeln (TAR), den Technischen Anschlussbedingungen (TAB) und dem Mess- und Eichgesetz (MessEG) entsprechen. Die Technik passt allerdings, anders als in Großbritannien und in Frankreich nicht in die Laterne. Stattdessen sitzt ein Kasten „huckepack“ am Mast. Die Installation läuft trotzdem komplett ohne teure Erdarbeiten. Da die Straßenleuchten in Dortmund überwiegend über WLAN digital angesteuert werden, lässt sich damit auch die Kommunikation der Ladeeinrichtung abwickeln, die unter anderem für die Bezahlvorgänge benötigt wird. Zur Authentifizierung und Bezahlung kann entweder eine Ladekarte mit RFID-Chip, eine App auf dem Smartphone oder eine Webseite mit Direct Payment genutzt werden.

Umstellung auf LED-Technologie

Die ersten 200 Dortmunder Straßenlaternen sind seit 2021 zu Ladepunkten für Elektroautos aufgerüstet worden und nun kommen wöchentlich bis zu zehn neue dazu. In Dortmund wird zwar die bestehende Straßenbeleuchtung genutzt, doch die Masten werden ausgetauscht und auf stromsparende LED-Technik umgerüstet. So lassen sich im Rahmen einer Erneuerung der Straßenbeleuchtung Kosten für die zugleich errichtete Ladeinfrastruktur sparen.

Wissenschaftliche Begleitung

Der Aufbau der Ladelaternen gehört zum Forschungs- und Entwicklungsprojekt NOX-Block und wird von der TU Dortmund sowie der Bergischen Universität Wuppertal wissenschaftlich begleitet. Sie untersuchen die Auswirkungen auf das Stromnetz und auf die lokale Stickoxid-Emissionen. Denn die Grenzwerte der Stickoxidkonzentrationen in der Atemluft werden in allen deutschen Ballungsräumen nach wie vor überschritten. Das Projekt wird von der Bundesregierung im Sofortprogramm „Saubere Luft“ mit circa zehn Millionen Euro gefördert. Die Elektrifizierung des Pkw-Verkehrs soll dazu beitragen, die lokalen Stickoxid-Emissionen zu verringern und somit die Luftqualität zu verbessern. Mit der Umrüstung der Laternen zu Ladesäulen soll die Elektromobilität attraktiver gemacht werden.

Während der Projektlaufzeit ist aus verschiedenen Gründen vorerst keine Parkplatzreservierung für E-Fahrzeuge vorgesehen. Die Auslastung der Ladeinfrastruktur und die Nutzung der Parkplätze an den Standorten werden im Rahmen des Projekts beobachtet. Sollte nach Abwägung der unterschiedlichen Belange eine Reservierung sinnvoll und möglich sein, wird der entsprechende Prozess dazu angestoßen. Solange die Laternen nicht mit Schildern als reine Lade-Parkplätze ausgewiesen sind, werden dort parkende Verbrenner-Fahrzeuge vom Ordnungsamt nicht belangt.

Grundsätzlich gibt es mehrere Projekte in Dortmund, mit denen das Laden gefördert und ausgebaut werden soll. Neben NOX-Block ist PuLS (Parken und Laden in der Stadt) eines der beiden zentralen Projekte. Während NOX-Block sich mit der Ladeinfrastruktur auf öffentlichen Flächen (Straßen und Gehwegen) in Form der Ladelaternen im gesamten Stadtgebiet beschäftigt, geht es bei PuLS um die Freigaben von Ladeinfrastruktur auf privatem Grund und ist nur auf das Kreuzviertel beschränkt. Auch dieses Forschungsprojekts hat das Ziel die Verringerung der Emissionsbelastung von Innenstädten.

Dortmunder können Standorte für Ladesäulen vorschlagen

Nutzer der neuen Ladepunkte im Projekt NOX-Block sind Laternenparker, die gern auf ein Elektroauto umsteigen möchten, aber keine Möglichkeit zum Laden auf dem eigenen Grundstück haben. Auch einige Pendler sind auf Lademöglichkeiten im öffentlichen Raum angewiesen. Um die Wünsche der Bürger zu berücksichtigen, können auf einer interaktiven Ladesäulenkarte Standorte vorgeschlagen werden.

Diese Standorte werden auf Machbarkeit geprüft und bei der Standortplanung berücksichtigt. Auf der Karte kann außerdem der aktuelle Stand des Aufbaus mitverfolgt werden. Ein Standortvorschlag wird als nicht realisierbar eingestuft, wenn das Alter des Laternenmastes für die Erneuerung zu gering ist. Das Projekt ist an die Erneuerung der Straßenbeleuchtung gekoppelt.

Die Ladesäulenkarte wird auch für das Forschungsprojekt PuLS genutzt. Auf der Karte kann man Interesse an einer Teilnahme am Projekt signalisieren. Der Standort muss sich nicht auf einem öffentlichen Grundstück befinden, muss aber durch den Eigentümer beauftragt werden. Über diese Plattform können Bürger ihre eigenen Parkplätze mit Ladestationen auf privatem Grund der Öffentlichkeit anbieten. Das Projekt „PuLS“ wird im Rahmen der Förderrichtlinie Elektromobilität des BMVI mit insgesamt 2,3 Mio. Euro durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert. Langfristig soll PuLS, dass pilothaft im Dortmunder Kreuzviertel Parkplätze anbietet, als Vorreiter dienen und auf andere Gebiete übertragen werden.