In Norwegen sind 83,7 Prozent der Pkw-Neuzulassungen rein elektrisch

Der norwegische Automarkt ist mit 6.659 neu zugelassenen Elektroautos ins neue Jahr gestartet. Der Marktanteil der reinen Benziner lag im Januar bei 2,2 Prozent (175 Fahrzeuge), bei den reinen Diesel waren es 2,7 Prozent (212 Fahrzeuge). Im Dezember 2021 waren es mit 13.803 neuen Elektroautos sogar noch doppelt so viele wie jetzt im Januar 2022.

Auf der Liste der zwanzig am meisten zugelassenen Modelle im Januar taucht nur ein Benziner auf. Es wurden in diesem Monat sogar mehr Exemplare des elektrischen Sportwagens Porsche Taycan (181) verkauft als Benziner (175).

  1. Audi Q4 e-tron (643 Neuzulassungen)
  2. Hyundai Ioniq 5 (477 Neuzulassungen)
  3. BMW iX (444 Neuzulassungen)
  4. Skoda Enyaq (389 Neuzulassungen)
  5. VW ID.4 (388 Neuzulassungen)
  6. Kia EV6 (356 Neuzulassungen)
  7. Ford Mustang Mach-E (352 Neuzulassungen)
  8. Audi e-tron (289 Neuzulassungen)
  9. Toyota RAV4 (271 Neuzulassungen)
  10. Polestar 2 (261 Neuzulassungen)

Auf den weiteren Plätzen folgen Nissan Leaf, Mercedes EQA und EQC. Von Tesla, das im Dezember mit dem Model Y und Model 3 die beiden meistverkauften Modelle gestellt hatte, wurden im Januar nur 47 Fahrzeuge zugelassen. Die Tesla-Auslieferungen sind von den Transportschiffen aus Shanghai abhängig und werden für Februar und März erwartet.

Während die Umstellung auf Elektroautos in Deutschland langsam an Tempo gewinnt, hat sich Norwegen dank staatlicher Hilfe zum Vorreiter der Elektromobilität entwickelt. Bis 2025, so das Ziel der Regierung, sollen alle neu zugelassenen Pkw elektrisch sein.

Anreize erleichtern den Umstieg

Der Grund für den Erfolg der Elektroautos liegt an den enormen Anreizen, mit denen Norwegen den Kauf von emissionsfreien Fahrzeugen attraktiv macht. Deshalb entfällt beim Kauf eines Elektroautos die 25-prozentige Mehrwertsteuer. Auch die Zulassungsgebühr, die für einen größeren Wagen rund 10.000 Euro betragen kann, wird beim Kauf eines E-Wagens nicht fällig.

Experten haben errechnet, dass der Käufer eines Teslas jährlich rund 7000 Euro gegenüber einem konventionellen Fahrzeug durch Steuervergünstigungen und den Wegfall von Benzinkosten einspart. Gleichzeitig sind die Steuern auf Autos mit Dieselantrieb in den vergangenen Jahren gestiegen. Frühere Erleichterungen für Hybridwagen wurden gekappt. Die Kraftfahrzeugsteuer, von der E-Autofahrer bislang befreit waren, wird allerdings am 1. März dieses Jahres teilweise wieder eingeführt. Besitzer von Elektroautos müssen dann bis zu 70 Prozent der Steuer eines vergleichbaren Verbrenners zahlen.

Neben den direkten finanziellen Subventionen haben norwegische Besitzer von Elektroautos weitere Vorteile: Sie dürfen in einigen Städten die Busspuren benutzen und können in einigen Gemeinden weiterhin kostenlos parken. Außerdem sparen E-Autofahrer vielerorts Tunnel- oder Brückenmaut und in den größeren Städten die fälligen Mautgebühren.

Auch wurde die Anzahl der öffentliche Ladestationen erhöht. Mittlerweile gibt es über 16.000 Ladestationen, die den zumeist durch Wasserkraft produzierten Strom liefern. Im viel bevölkerungsreicheren Deutschland sind es nur knapp 22.000. Auch in weniger befahrenen Gegenden wurden die Ladestationen ausgebaut. So setzen auch immer mehr Autofahrer in abgelegenen Regionen wie Finnmark auf den Elektroantrieb.

Aber auch bei anderen Fahrzeugen tut sich etwas. In ihrem „nationalen Transportplan 2018 bis 2030“ fordert die bürgerliche Regierung beispielsweise, dass sich auch der Schiffsverkehr an der langen Küste mit den sich weit ins Land erstreckenden Fjorden auf die E-Mobilität umstellen muss.

Und tatsächlich: Im Sognefjord nördlich von Bergen verkehrt seit 2015 die damals weltweit erste Elektrofähre. Zwischen Lavik und Oppedal transportiert die „Ampere“ 34-mal am Tag bis zu 360 Passagiere und 120 Autos über den Fjord. Emissionsfrei und nahezu geräuschlos. Das Netz der Elektrofähren wird derzeit zügig ausgebaut.

Oslos Luft wird sauberer

In der Hauptstadt Oslo kann man den Fortschritt nicht nur sehen, sondern auch hören. Es ist leiser geworden. Dort, wo bis vor einigen Jahren die vielen Autos die Luft verpesteten, dominieren heute die Elektroautos. Alle Autos, die noch in einem bestimmten Innenstadtradius unterwegs sind, sollen bis 2026 emissionsfrei sein.

Anfangs durften sogar alle Pkw mit Elektroantrieb die Busspuren nutzen. Als Pendler konnte man so morgens auf dem Weg in die Stadt 20 bis 30 Minuten sparen. Weil inzwischen so viele Elektroautos auf den Straßen Oslos unterwegs sind, wurde es etwas eng auf der Busspur. Die Stadtverwaltung hat jetzt eingegriffen. Das Fahren auf den Busspuren ist nicht mehr gestattet. Auch das kostenlose Parken gibt es nicht mehr. Mit dem Übergang der Elektroautos zum Massengefährt fallen deren Privilegien Stück für Stück.

So werden auch die steuerlichen Erleichterungen für Käufer und Besitzer ab dem kommenden Jahr langsam zurückgefahren. Wenn nun die Steuervorteile schrittweise abgeschafft werden, wird das den Fortschritt womöglich nicht aufhalten. Denn in den Köpfen der Norweger ist der Wandel hin zur E-Mobilität angekommen, die vielen Erleichterungen waren der richtige Anreiz. Mit der Zeit kommen auch die ersten Elektroautos als Gebrauchtwagen auf den Markt und sind so für viel mehr Menschen verfügbar.